Arditti Quartet

 
 
 

Franziska Hirzel & Arditti Quartet (London)





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Im dritten und vierten Satz des Quartetts durchbricht Schönberg die Gattungskonventionen, indem er dem Streicherapparat eine Sopranistin zur Seite stellt. Die Aufgabe, den von extremen Registerwechseln und undankbaren Intervallkonstellationen beherrschten Gesangspart zu bezwingen, übernimmt Franziska Hirzel, die durchweg durch schlichte, aber dennoch ausdrucksstarke Gestaltung beeindruckt und die sängerische Problematiken mit Leichtigkeit zu meistern scheint. Entscheidend aber ist das Zusammenwirken des Ensembles als Ganzes: Den fünf Musikern gelingt das Kunststück, die beiden Klangkörper Stimme und Streicherapparat nicht als getrennte Elemente, sondern als kammermusikalische Einheit zu behandeln. So erhebt sich Hirzels Sopran bei der beginnenden Phrase der Georgeschen ‚Litanei‘ (‚Tief ist die Trauer, die mich umdüstert …‘) gerade nicht über das übrige Geschehen, sondern fügt sich in den Quartettklang fast unhörbar ein; nicht als Widerpart zum scheinbar in sich vollständigen Streicherklang, sondern tatsächlich als fünftes Instrument tritt sie in Erscheinung. An der polyphonen Struktur des Werkes partizipiert sie mal als begleitende, mal als hervortretende Stimme. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Hirzel naturgemäß als einzige mit Text hantiert: Auch die Rolle des Textes nämlich ist keineswegs (nur) die einer klaren Wortaussage, sondern die Gedichte übernehmen durch ihre spezifischen Vokalfolgen bei Schönberg konkrete klangliche Funktionen. Diese Konstellationen gilt es zu durchschauen, und an der Art und Weise, wie in der Interpretation des Arditti-Quartetts ein fremder Klangkörper in die Musik integriert wird, lässt sich das hohe Reflexionsniveau des musikalischen Vortrags allemal stichhaltig festmachen.
..... Und hier wie dort bewegte man sich übers auch steinige Terrain mit einer Sicherheit und Leichtigkeit, als ob es das Einfachste von der Welt wäre.
Rondo Guido Fischer, 08.11.2014